: Impressum :: log-in:

Startseite
Stationen
Betrieb&Gewerkschaft
Deutscher Bundestag
Betriebsverfassung
LH Verkehrskonzept HAM
Mit dem Rad zur LH-Basis...
Links zu Mitarbeitermobilität
Mitarbeitermobilität&Umwelt
Mit dem Rad zur Arbeit
Betrieb&Parkraumbewirtschaftung
Referententätigkeit&Seminarbegleitung
Gedanken zur Primus Schule Münster
Infolinks allgemein
Bücher&Bücher
ÖPNV Fahrpläne
Fahrradwetter!
Links zu Fahrradthemen
Fahrradnavigation
Radreisen und -touren 2002 - 2004
Radreisen mit Kinderanhänger
Fahrradurlaubsunterkünfte
Meine Fahrräder
BEVO-Bike Montage 2007
HP Velotechnik Gekko Hybrid
FLEVOBIKE fahren...
Vom BEVO zum Silk Road...
Fahrradfotos allgemein...
Dr. Erich Schatzki
Eisenbahnalbum 1
Eisenbahnalbum 2
Eisenbahnalbum 3
Eisenbahnalbum 4
Eisenbahnalbum 5
Meine Lokomotiven
RC Modelle
Airport Days 2007
Hamburger Hafen 1964
MoBa-Entwürfe
Familie
Seereise nach Brindisi 1938
Cant Z.506
Münster-Casablanca!

Dr. Erich Schatzki


Vom Autor überarbeitete und ergänzte Abschrift eines Artikels, der 1996 in der gewerkschaftlichen
Betriebszeitschrift für Lufthansa MitarbeiterInnen in Hamburg, "ötv-Standpunkte", erschien. Die Genehmigung zur Abschrift gab Kollege Dietmar Stretz von der Gewerkschaft ver.di, der seinerzeit presserechtlich verantwortlich zeichnete.


Erich-Schatzki-Weg, ein Straßenname gegen das Vergessen...

Zwischen der Jumbo Halle (Geb.461) und der WD-Werkstatt (Geb.465) verläuft die wohl
architektonisch eindrucksvollste Straße innerhalb der Lufthansa Basis Hamburg.



„Erich-Schatzki-Weg“ steht auf den Straßenschildern, die im September 1996 angebracht wurden.

Vom Betriebsrat der Lufthansa Technik AG (LHT) wurde 1995 der Vorschlag zur Benennung dieser Straße nach Dr. Erich Schatzki dem Vorstand der LHT unterbreitet, welcher kurz danach zustimmte.

Dem Vorschlag des Betriebsrates (BR) waren umfangreiche Recherchen in der Hamburger Zentralbibliothek und Nachfragen beim Lufthansa-Archiv in Köln vorangegangen.

Ziel der Recherchen von gewerkschaftlich organisierten BR-Mitglieder war es eigentlich, Zeitzeugen ausfindig zu machen, die als Lufthanseaten unter dem NS-Gewaltregime von 1933 -1945 gelitten hatten und verfolgt worden waren.

In dem Buch "Stürmisches Leben", den Lebenserinnerungen des Luftfahrtpioniers und Flugzeugindustriellen Ernst Heinkel fand sich auf Seite 187 (Taschenbuchausgabe) eine erste Spur. Zitat:

„Während des Besuches traf ich in Berlin vor dem Hotel Bristol, in dem ich ein Dauerquartier besaß, den für die technische Entwicklung verantwortlichen Mann der Lufthansa, Dipl.-Ing. Erich Schatzki. Schatzki war jüdischer Abstammung und ein ausgezeichneter Ingenieur und Flieger. Dazu war Schatzki menschlich von einer gewinnenden Art. Die Art, wie ihn die Lufthansadirektion 1933 fallen ließ, gehört nicht zu den Ruhmesblättern der Beteiligten.“

Bei der Weiterverfolgung dieser Spur stießen wir auf Erich Schatzki betreffende Auszüge aus dem Buch "Es lag in der Luft" von Hans M. Bongers. Die NS-Schergen wollten, wie Bongers in seinem Buch schrieb, auch bei der Lufthansa ein Exempel gegen jüdische Beschäftigte statuieren.

Auf Nachfrage beim Lufthansa Archiv in Köln stellte sich heraus, dass Dr. Erich Schatzki am 28. August '91 in Palo Alto / Californien im Alter von 93 Jahren verstorben war. In regionalen und überregionalen US-Zeitungen sowie in der US-Luftfahrtfachpresse erschienen zahlreiche Nachrufe.
Vom Lufthansa Archiv erhielten wir neben Kopien dieser Artikel auch Kopien aus den Lebenserinnerungen von Erich Schatzki und einen Brief von Hedda Schatzki, der Witwe, an die Lufthansa.

Wer war Erich Schatzki?

Von den Junkers Flugzeugwerken kommend, war Dr. Erich Schatzki bei der Lufthansa erfolgreich als Leiter der technischen Entwicklung tätig. Von Erhard Milch, der ihn zum Technischen Direktor befördert hatte, wurde er als "das technische Genie der Lufthansa" bezeichnet.

Im Verlauf des Jahres 1933 wurde er jedoch, weil er jüdischen Glaubens war, von nationalsozialistischen Parteizellen, die auch im Hause Lufthansa aktiv wurden, massiv unter Druck gesetzt und isoliert.

Ein Szenenzitat aus den Erinnerungen von Erich Schatzki:

"I remember Grulich's visit in my office, where he told me, with a demoniacal smile, that my position in the Lufthansa bad impossible, because i was Jew. He did not know that i bad already made up my mind to leave the Lufthansa anyhow, because i did not want to work with any part of Hitler's Germany."

Zu Deutsch (nicht autorisierte Übersetzung):

„Ich erinnere mich an Grulichs Besuch in meinem Büro, wo er mir mit einem dämonischen Grinsen mitteilte, dass meine Position in der Lufthansa unmöglich zu halten sei, weil ich Jude bin. Er wusste nicht, daß ich mich bereits dazu entschlossen hatte die Lufthansa zu verlassen, weil ich in keinem Teil von Hitlers Deutschland arbeiten wollte.“

Nach seiner Emigration ging er mit seiner Familie in die Schweiz, wo er für die Swissair arbeitete. Danach ging er in die Niederlande, wo er nacheinander Chefingenieur der Flugzeughersteller Fokker und Koolhoven wurde. Unter seiner Leitung entstanden, so ein US-Fachblatt in einem Nachruf, die beiden einzigen niederländischen Kampfflugzeugtypen, die technisch konkurrenzfähig waren, nämlich die Fokker D XXI und die Fokker G-1.

Nach der Invasion der Niederlande durch Nazideutschland im Jahr 1940 war auch diese Episode vorbei, das Flugzeugwerk Koolhoven ging im deutschen Bombenhagel unter. Zunächst beschäftigte sich Erich Schatzki mit der Konstruktion von Maschinen für die niederländische Tabakindustrie. Einige Monaten nach der deutschen Invasion wurde er von Freiherr von Gablenz, damals Chef des Flugbetriebes der Lufthansa, privat aufgesucht.

Freiherr von Gablenz machte Dr. Schatzki deutlich, wie gefährlich für Juden und politisch Andersdenkende der Aufenthalt im deutsch besetzten Territorium sei.
Durch seine Beziehungen ermöglichte der Nazigegner und Mitwisser des Widerstandes, Freiherr von Gablenz, die Flucht Dr. Schatzkis und seiner Familie. Diese führte 1941 durch das ebenfalls deutsch besetzte Frankreich nach Spanien und von dort in die USA.

Dort war er an der Konstruktion des berühmten US-Jagdbombers Republik P 47 "Thunderbolt" beteiligt und hatte so in gewisser Weise direkten Anteil an der Befreiung auch seiner deutschen Heimat vom NS Terror.
Nach dem Krieg hatte Dr. Schatzki in verschiedenen US-Universitäten die Lehrstühle für Flugzeugbau inne. Innerhalb seiner in den USA lebenden Familie, schrieb Hedda Schatzki nach seinem Tod in einem Brief an das LH-Archiv, hatte er noch im hohen Alter geäußert, daß er sich eine Kontaktaufnahme durch die neu gegründete Lufthansa wünschte. Daß er diesbezüglich nicht den ersten Schritt machen wollte, ist wohl mehr als verständlich. Leider ging sein Wunsch nicht mehr in Erfüllung.



In einem persönlichen Brief informierten LHT Geschäftsleitung und Betriebsrat Frau Hedda Schatzki über die Benennung der Straße nach ihrem verstorbenen Mann.*

Nicht wenige Beschäftigte der alten Lufthansa, auch aus eher handwerklichen Berufen oder aus der Verwaltung, wurden zwischen 1933 und 1945 wie Erich Schatzki wegen ihres jüdischen Glaubens, wegen ihrer politischen Überzeugung oder wegen ihrer gewerkschaftlichen Tätigkeit verfolgt. Manche hatten nicht die Möglichkeit, sich durch Flucht zu entziehen. Sie sind namenlos geblieben, auch im Lufthansa-Archiv Köln finden sich kaum Spuren.

Auch an diese Lufthansa Beschäftigten soll der Erich-Schatzki-Weg erinnern. Darüber hinaus steht er für den Wunsch von uns Lufthanseaten in Hamburg nach Toleranz und Solidarität.

Heinz Herrmann


Undatiertes Foto von Dr. Erich Schatzki:
Datei: Foto_Erich_Schatzki.pdf



*Der folgende Antwortbrief von Frau Hedda Schatzki war an alle Lufthansa Mitarbeiter in Hamburg gerichtet:


Palo Alto, den 24.Oktober 1996

An die Lufthansa in Hamburg,

heute erhielt ich einen Brief, der mir große Freude bereitete. Ich ersehe aus diesem Brief, daß die Lufthansa meinem lieben Erich eine große Ehre erwiesen hat. Eine schöne Straße wurde mit seinem Namen benannt, so daß sein Andenken für immer weiter bewahrt wird. Unsere Kinder teilen diesen Stolz mit mir, jeder hat eine Photocopy des Erich-Schatzki-Weges erhalten. Nehmen Sie bitte meinen warmen Dank entgegen.
Ich wünschte, er hätte diese Ehrung erlebt, er war viel zu bescheiden, als daß er so etwas erwartete.
Er starb friedlich in hohem Alter, nicht wie so viele andere, deren Arbeit und Leben grausam unterbrochen wurde. Ich habe für vieles dankbar zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,

Hedda Schatzki




Es folgen verschiedene Links zum Thema:

Fliegen heißt siegen, die verdrängte Geschichte der Deutschen Lufthansa
Eine Dokumentation von Christoph Weber
ARTE/WDR/ARD

Spiegel online Kultur
Kranich unter dem Hakenkreuz

The New York Times Archives

Dissertation

dutchprofile.nl

Fokker (Google deutsch)

Fokker G-1 (Google deutsch)

Fokker D XXI (Google deutsch)

Koolhoven F.K.58

Hedda Oppenheim (Google deutsch)

Carl August Freiherr von Gablenz

David Irving
„Die
Tragödie
der deutsche Luftwaffe
Aus den Akten und Erinnerungen
von Feldmarschall Erhard Milch“

Register:
Schatzki, Entwicklungschef, leitender
Ingenieur und Direktor bei der Lufthansa,
Seiten 33-34, 38 und 57


Dr. Schatzki als Thema im niederländischen WIKIPEDIA